Die 1970er-Jahre sind geprägt durch stetiges Wachstum und immer neue Ideen zur Verbesserung des Services und der Anlagenleistung.
Nicht bloß Neubau, sondern vor allem Umbau rückt ab Ende der 60er-Jahre für Dr. Enning und seine Teams in den Mittelpunkt. „Eigentlich wurde an der Anlage immer etwas umgebaut“, erinnert sich Ernst Jobmann an diese Zeit am Friedrich-Ebert-Damm in Hamburg zurück.
„Dr. Enning wollte immer etwas Neues.“ Ideen für diese Weiterentwicklung seiner Waschstraßen holte sich der Chef bei regelmäßigen Besuchen in den USA. Von der Zentrale in Düsseldorf aus treibt er die Entwicklung von Mr. Wash voran.
Zunehmend Bedeutung gewinnen dabei Eigenentwicklungen. „Schnell wurden nämlich die Grenzen der US-Technik sichtbar“, erzählt Richard Enning. Das lag vor allem an den drastisch größeren Fahrzeugabmessungen amerikanischer Straßenkreuzer im Vergleich zu deutschen Autos. Ohne Umbauten kamen die Bürsten der Beifahrerseite gar nicht an die schmaleren europäischen Autos. Die US-Technik war ausschließlich auf den dortigen Markt ausgerichtet und nicht auf Käfer, Ente und Opel Kadett. Darum passen die Techniker von Mr. Wash die Maschinen entsprechend an. Oder sie setzten Ideen Dr. Ennings durch eigene Konstruktionen um. Nach wie vor gibt es in Deutschland keine oder kaum Hersteller von hochwertigen Komponenten für Autowaschstraßen. Die Entwickler besorgen sich die nötigen Geräte deshalb auch außerhalb der Branche. Zum Beispiel aus der Landwirtschaft, genauer: bei einem Hersteller für Gebläse zur Saatguttrocknung. Dieses Unternehmen entwickelte im Auftrag von Mr. Wash das erste Warmluftgebläse zur Trocknung der Autos, wie sich Jobmann erinnert.
Parallel zum Ausbau bestehender Standorte läuft die Expansion weiter. Rund zwei Jahre nach der letzten Neueröffnung in Köln-Mülheim geht 1971 die Waschstraße in Osnabrück in Betrieb. Damit ist das Unternehmen nun auch in Niedersachsen aktiv. Das eher kleine Areal ist eines der ersten, das nicht gemietet, sondern gekauft wird.
„Vor allem in den Anfangsjahren wurden die meisten Grundstücke gemietet. Damit sank der Kapitalaufwand“, berichtet Karl-Heinz Kasparek. Er ist seit Mai 1976 bei Mr. Wash für die Suche und Entwicklung neuer Standorte zuständig.
Mit Ausnahme der Osnabrücker Niederlassung wächst das Unternehmen in den 70er-Jahren ausschließlich in den Grenzen Nordrhein-Westfalens. 1972 öffnet die Anlage in der Düsseldorfer Münsterstraße als „Mr. Wash Waschbahnhof Nord“ ihre Pforten. Sie steht auf dem Gelände einer ehemaligen Fassfabrik und wird künftig eine besondere Rolle spielen – zum Ausprobieren neuer Techniken. „Ein Grund dafür war das mit 50 Metern verhältnismäßig lange Förderband“, informiert Bernd Leibner. Er wird 1986 die Leitung der Anlage übernehmen und viele technische Neuentwicklungen hautnah begleiten.
Anfang der 70er-Jahre ist der Standort Münsterstraße auch wegen eines anderen Faktors bedeutsam: der relativen Nähe zur Mr. Wash-Zentrale im nahegelegenen Stadtteil Flingern. „Das Firmenbüro lag schräg gegenüber der Müllverbrennungsanlage“, erinnert sich Karl-Heinz Kasparek. Sein Vorstellungsgespräch mit Dr. Enning fand in der Münsterstraße statt – nicht in der Zentrale, wo die Mitarbeiter gedrängt arbeiteten. Kaspareks Eindruck damals: kein passender Ort für ungestörte Gespräche.
„Dr. Ennings Büro war nur durch eine Glasscheibe vom Schreibtisch der Sekretärin getrennt; er konnte alles beobachten“, erzählt der langjährige Mitarbeiter rückblickend. „Hinter seinem Büro war die Buchhaltung. Alle Mitarbeiter mussten also durch das Büro des Chefs, wenn sie dorthin wollten.“ Kasparek wurde 1976 Teil des Mr. Wash-Teams, weil Dr. Enning einen Akquisiteur für die Expansion des Unternehmens suchte. Der gelernte Mineralölkaufmann war vorher bei Shell im Außendienst tätig – „mit 24 Jahren jüngster Mann in diesem Bereich“, sagt der heute 90-Jährige stolz.
Nun also Standortakquise. Der erste spezielle Auftrag für den frisch gebackenen Mitarbeiter lässt 1976 nicht lange auf sich warten. Es ist eine Anweisung in eigener Sache: Karl-Heinz Kasparek soll ein neues Büro suchen. Dr. Enning möchte die drangvolle Enge beenden. In der Weihnachtszeit treffen sich die beiden, um Genaueres zu besprechen. „Ich habe dann gesucht und bin mit dem Chef die Objekte abgefahren.“ Die Entscheidung fällt auf die Düsseldorfer Cecilienallee. Zwei Etagen, verbunden durch eine Wendeltreppe. Kasparek: „Eine sehr gute Adresse.“
Bereits am 23. Januar 1976 hatte die neue Niederlassung in der Hammer Straße in Münster eröffnet. Mit rund 250.000 Einwohnern damals zwar eine Großstadt und deutlich größer als Osnabrück, aber im Vergleich zu anderen Mr. Wash-Standorten eher eine von den kleineren. „Damals war die Größe der Städte für die Standortauswahl noch nicht so entscheidend wie später“, informiert Kasparek. Richtwert Mitte der 70er-Jahre: rund 180.000 Einwohner. Heute liege die Marke nicht unter einer Viertelmillion. „Die Anlage in Münster hat sich sehr schnell sehr gut entwickelt“, erinnert sich der Akquisiteur zurück. „Dann kam als nächstes meine erste Waschanlage für Mr. Wash –in Dortmund.“ Kasparek kannte sich in der Stadt am östlichen Rand des Ruhrgebiets gut aus. Jahre zuvor hatte er hier im Außendienst für Shell gearbeitet. Nun sucht er also im Sommer 1976 nach einem Platz für die geplante Waschanlage – und eine Konkurrenztankstelle.
Am Heiliger Weg am Rande der Innenstadt wird er fündig. „Ein sehr kleines Grundstück und auch nicht an einer Hauptverkehrsachse“, erzählt Karl-Heinz Kasparek. Trotzdem ein guter Standort, wie sich schnell herausstellt. Im Juni 1977 wird die Niederlassung feierlich eröffnet: Mit Livemusik einer Jazzband und mit Gulaschkanone. Nur wenige Anlagen von Mr. Wash öffnen mit einem so großen Programm ihre Pforten. Neun Anlagen in Düsseldorf, Hamburg, Köln, Osnabrück, Münster und Dortmund: Mit dieser Bilanz beschließt Dr. Joseph Enning mit seiner Mr. Wash Autoservice AG die 70er-Jahre. Es soll erst der Anfang sein. Die Weichen für weiteres Wachstum sind schon gestellt. Die nächste Anlage wird in Bremen entstehen, das Grundstück in der dortigen Stresemannstraße ist bereits ausgesucht. Viele weitere werden in den kommenden Jahrzehnten folgen.
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