Abspritzen, Waschen, Spülen, Trocknen – die Kernbereiche von Autowaschstraßen haben sich im Laufe der Jahrzehnte nicht verändert. Die Technik schon.
Als Mitte der 1960er-Jahre in Deutschland mit Mr. Wash die Ära der automatischen Autowäsche begann, war Einschäumen noch pure Handarbeit.
Je zwei Mitarbeiter stehen links und rechts des Autos. Ihre Hände stecken in großen Handschuhen. Damit wird der Wagen eingeschäumt. Dafür tauchen die Autowäscher ihre Waschhandschuhe immer wieder in große Betonbecken hinter sich. Sie sind gefüllt mit Seifenlauge. Diese verteilen sie mit kreisenden Bewegungen auf Lack, Scheiben und Chromteilen.
Ernst Jobmann erinnert sich sehr gut an diese Szene vom Friedrich-Ebert-Damm in Hamburg. Er war damals, in der Startzeit von Mr. Wash, selbst mit von der Partie. Auch Richard Enning ist die Zeit der Waschhandschuhe noch gut in Erinnerung. Als kleiner Sohn des Firmengründers Dr. Joseph Enning schaute Richard damals fasziniert zu. Im Gegensatz zur Anlage in Hamburg gab es allerdings in Düsseldorf Auf’m Hennekamp vom Einschäumen weniger zu sehen: „Die Autos durchliefen eine Box, in die von außen niemand hineinsehen konnte. Drinnen wurden sie eingeschäumt“, erinnert sich der heutige Mr. Wash-Chef an seine Kindheitserlebnisse. Bürstenreinigung, Abspülen und Trocknen liefen automatisch – mehr oder weniger.
Die Anlagen der 60er-Jahre sind mit den heutigen Waschanlagen von Mr. Wash technisch kaum zu vergleichen. „Die Geräte wurden aus Amerika importiert“, erzählt Jobmann. An seinem Arbeitsplatz in Hamburg waren zunächst Maschinen der Marke California im Einsatz, die zunehmend durch Equipment der Firma Sherman ergänzt und ersetzt wurden. Im Gegensatz zu heute blieben die Kunden nicht in ihren Autos sitzen. Sie konnten die Reinigung ihrer Fahrzeuge von einem Kundengang aus verfolgen. Dazu gab es kostenlos eine Tasse Kaffee.
Bevor es losging, kamen die Wagen an den Haken. Eine Schleppkette mit einem eingehakten Schleppsockel sorgte für den Antrieb. Während sie in den Waschbereich gezogen wurden, reinigten Mitarbeiter von beiden Seiten mit großen von einem Gestell herabhängenden Staubsauger-Schläuchen das Wageninnere. Dann folgte die Vorreinigung: Mit bis zu 40 Bar Wasserdruck wurde grober Schmutz gelöst.
Die Schleppkette zog die Wagen währenddessen immer weiter vorwärts in den Waschtunnel zur ersten Bürstengruppe. Die Autos erhielten von oben und von beiden Seiten die Vorwäsche. Es folgte das Einschäumen, bevor eine zweite dreiteilige Bürstengruppe den nun gelösten Schmutz abschrubbte. Das ist wörtlich zu nehmen: die Kunststoffbürsten rieben derart gründlich den Lack ab, dass Schmirgelspuren nicht ausblieben. „Diese Schleifspuren konnte niemand mehr wegbekommen – auch nicht mit dem besten Polish“, erzählt Bert Tilmann über die heute antiquierte Seite der Bürstentechnik.
Er kam Mitte der 1970er-Jahre zu Mr. Wash und ist bis heute für die Technik im Unternehmen verantwortlich. Auch in den 70ern wurden die Bürsten aus Polypropylen noch eingesetzt, allerdings kombiniert mit deutlich verbesserter Steuerungstechnik. Im Jahrzehnt zuvor sah dies anders aus. Die Bürstengruppen wurden zu Beginn der Waschanlagenära von Mitarbeitern per Hand ferngesteuert. Diese mussten darauf achten, den Konturen der Fahrzeuge mit der rotierenden Dachbürste möglichst genau zu folgen. Ernst Jobmann: „Wenn das nicht klappte, war das Malheur da.“ Immer wieder kam es in den 60er-Jahren zu Schäden an den Fahrzeugen.
Nebenwirkungen einer noch sehr jungen Autowaschtechnik, die mit der Zeit von Mr. Wash
immer mehr perfektioniert werden sollte. In den 60er-Jahren indes steuerte noch keine Elektronik die Anlagen, die Automatik war eher eine Halbautomatik.
Zurück zu den Autos in der Anlage: Nach den ersten Bürsten durchliefen die Fahrzeuge eine Maschine für die Spülung und schließlich den Trockner.
Danach war erneut Handarbeit nötig: Die Autos wurden von Mitarbeitern mit weichen Tüchern nachgetrocknet, bevor die Kunden in ihren sauberen Wagen einsteigen konnten.
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