Teil 2 der Mr. Wash Unternehmensgeschichte

27.12.2023 / 6 min Lesezeit

Zwischen Rheinland und Hamburg – die Anfangsjahre des Unternehmens. Dr. Joseph Enning lernt Anfang der 60er-Jahre in den USA eine Autowaschanlage kennen. Ein Transportband mit 2, 3 Bürstengruppen und ein Gebläse zum Trocknen, mehr nicht. Enning weiß nun, womit er seine eigene Firma gründen kann. Er beschließt, ins Waschanlagengeschäft einzusteigen. In Deutschland – wo Autos bisher ausschließlich mit der Hand gewaschen werden.

Rund 600 Fahrzeuge am Eröffnungstag – 5 DM pro Wäsche

Es war ein Donnerstag, als auf der Kreuzung Auf’m Hennekamp und Mecumstraße in Düsseldorf der Verkehr zusammenbrach. An diesem 24. September 1964 eröffnete auf dem Eckgrundstück eine Waschanlage. Es war eine der ersten in Deutschland – und viele, sehr viele wollten dort ihren Wagen waschen lassen. Dieser Ansturm verblüffte selbst den Inhaber der Anlage, den 35-jährigen Dr. Joseph Enning. Mit seiner MRW-Auto-Service GmbH betrat der Jungunternehmer Neuland.

Ein Abonnement aus den Mr. Wash Anfangsjahren

Eröffnung mit Polizeieinsatz

Die Polizei versuchte den Verkehr zu regeln. Es hatte sich herumgesprochen, dass die Anlage gegen 9 Uhr morgens öffnen würde. Die Autofahrer stellten deshalb ihre Wagen schon frühzeitig entlang der Straße ab. Sie wollten möglichst schnell drankommen, die neuartige Technik ausprobieren.

Gegen den Ansturm der Neugierigen waren die Polizeibeamten nahezu machtlos. Das änderte sich auch nicht, als Dr. Enning und seine Mannschaft um 9 Uhr das Tor öffneten – im Gegenteil: Der Andrang nahm noch zu. Der junge Unternehmer muss sich an diesem Tag an seinen ersten Eindruck einer Waschanlage in den USA einige Jahre zuvor erinnert haben: Die Autos rollten und rollten und rollten damals in New York. Jetzt war es auch so in Düsseldorf. Wegen der Rückstaus wurde die Kreuzung schließlich gesperrt. Die Anlage war Stadtgespräch. Bilanz bei Kassenschluss am Abend: Rund 600 Fahrzeuge hatte das Team an diesem Eröffnungstag gewaschen – für fünf D-Mark pro Wäsche.

Aus einer Gärtnerei wird eine Waschanlage

Die Technik der neuen Anlage kam ausnahmslos aus den USA. In Europa, geschweige in Deutschland, wurden solche Geräte damals nicht gebaut. Dr. Enning hatte gute Kontakte zur Firma Sherman in New Jersey aufgebaut. Die Ausrüstung kam per Schiff über den Atlantik und wurde in Düsseldorf zusammengebaut. „Auf dem Grundstück Auf´m Hennekamp stand vorher eine Gärtnerei“, erzählt Joseph Ennings Sohn Richard. Er wuchs Mitte der 1960er-Jahre als kleiner Junge in das neue Unternehmen im wahrsten Sinne hinein. Im Mietvertrag für das Grundstück musste sich der Jungunternehmer verpflichten, neben der Waschanlage auch eine Tiefgarage zu bauen. Offenbar war der Grundstücks-besitzer nicht davon überzeugt, dass sich mit dem Waschen von Autos Geld verdienen lässt. Die Tiefgarage diente ihm deshalb als Sicherheit.

Mr. Wash auf'm Hennekamp

Waschen und Tanken – ein Erfolgskonzept

Dr. Enning baute außerdem direkt neben der Anlage eine Tankstelle. Eine weise Entscheidung, die sich ebenfalls an Vorbildern aus den USA orientierte.

Der Benzinverkauf habe ihm am Anfang sehr geholfen, erinnerte sich Joseph Enning. An seiner freien Tankstelle bot er den Treibstoff gegenüber Markentankstellen deutlich günstiger an. Der Kundenandrang war deshalb groß, wovon auch die Waschanlage profitierte. Umgekehrt füllten Kunden nach der Autowäsche praktischerweise auch gleich den Tank ihres Wagens. Der Standort Auf’m Hennekamp wurde damit in doppelter Weise zu einem Kundenmagnet.

Seine guten Kontakte zu Sherman in den USA nutzte Dr. Enning dazu, sich parallel ein zweites Standbein aufzubauen: Er gründete im November 1964 die Euro-Car-Wash GmbH, um mit Geräten für die Autowäsche zu handeln. Ein mögliches Nebengeschäft.

Das Hauptinteresse des jungen Unternehmers lag jedoch weiter beim Betrieb von Waschanlagen. Sein Plan: langsam und kontinuierlich wachsen. Die Anlage Auf´m Hennekamp in Düsseldorf sollte sich mit der Zeit amortisieren und Gewinne erwirtschaften – die Basis zum Expandieren.

In Hamburg wird expandiert – aus GmbH wird AG

Doch es kam anders. Und das lag an Werner Otto aus Hamburg. Dieser hatte nicht nur den nach ihm benannten Versandhandel gegründet. Er besaß in der Hansestadt auch einige Waschanlagen, betrieb sie allerdings mit schwindendem Interesse. 1965 bot Otto seine Arena Auto Service GmbH schließlich zum Kauf an.

Dr. Joseph Enning griff zu. Mit einem Schlag vergrößerte sich die MRW-Auto-Service GmbH damit um ein Vielfaches. Das Unternehmen übernahm Waschanlagen in der Stresemannstraße und auf dem Friedrich-Ebert-Damm. Außerdem eine noch nicht fertig gebaute in der Kollaustraße. Sie wurde schließlich im April 1966 eröffnet.

Mr. Wash in Hamburg damals und heute

Das Engagement in Hamburg war für das junge Unternehmen finanziell ein großer Kraftakt. Das nötige Kapital für den Kauf der Anlagen erschloss sich Enning durch die Um-wandlung seiner Firma in eine Aktiengesellschaft. Am 4. März 1965 wurde die Mr. Wash Autoservice AG beim Amtsgericht Düsseldorf ins Handelsregister eingetragen. Als Gründer erhielt Joseph Enning automatisch ein Viertel der Aktien, ohne dafür selbst Geld zahlen zu müssen. Die restlichen drei Viertel der Anteile kaufte eine amerikanische Fondsgesellschaft, die damit die nötigen Mittel zur Expansion in Hamburg bereitstellte.

Mr. Wash Aktien damals

MRW-Auto-Service wird Mr. Wash

Erstmals taucht damit offiziell der Name Mr. Wash auf. Dr. Enning hatte ihn von Anfang an für seine Firma als Markenname vorgesehen.

Doch solche Anglizismen waren bei der Unternehmensgründung am 28. Juni 1963 noch nicht erlaubt. So musste er bei der Eintragung ins Handelsregister in seiner Geburtsstadt Werne auf Mr. Wash verzichten. Er beschränkte sich auf die Initialen MRW – Mr. Wash in Kurzform. Parallel zur neuen AG bestand die MRW-Auto-Service GmbH zunächst weiter, wurde aber dann bald mit ihr verschmolzen.

Mit den Waschanlagen übernahm Dr. Joseph Enning in Hamburg nicht nur das Gerät, sondern auch die Mannschaft. Darunter Ernst Jobmann. Erst ein paar Monate zuvor hatte der junge Kfz-Mechaniker und Karosseriebauer bei Arena am Friedrich-Ebert-Damm angefangen. Nun  bekam er einen neuen Chef. Über Jahrzehnte, bis zu seinem Ruhestand 2011, wird Jobmann dem Unternehmen treu bleiben. „Schließlich hieß es, der langjährigste Mitarbeiter bei Mr. Wash ist nicht Dr. Joseph Enning, sonder Ernst Jobmann“, sagt Richard Enning schmunzelnd. Tatsächlich hatte die Anlage am Friedrich-Ebert-Damm noch vor der Eröffnung von Mr. Wash in Düsseldorf ihren Betrieb aufgenommen.

 

Außen waschen – innen saugen

„17 Mitarbeiter hatten wir damals in der Anlage“, erinnert sich Jobmann an Mitte der 1960er-Jahre zurück. Für den Preis von fünf D-Mark bekamen die Kunden ein außen gewaschenes und innen gesaugtes Auto. „Bezahlt werden musste vorher“, erzählt der langjährige Mitarbeiter, der 1981 Chef der Niederlassung am Friedrich-Ebert-Damm wurde. Nachdem die Kunden ausgestiegen waren, begannen zwei Mitarbeiter das Auto innen mit dem Staubsauger zu reinigen. Per Schleppkette und eingehaktem Schleppsockel wurden die Wagen durch die Anlage gezogen.

Die Anfänge der Innenreinigung

Die Kunden konnten von einem per Geländer vom Waschbereich getrennten Kundengang aus bei der Arbeit zusehen. Jobmann: „Manche gaben den Mitarbeitern von dort aus sogar Anweisungen, wo sie denn bitte besonders waschen sollten.“ Am Schluss hielt ein Kollege den Kunden zum Einsteigen die Autotür auf. Service der 60er-Jahre. Das Geschäft an den vier Standorten der jungen Mr. Wash Autoservice AG lief gut. Zu-nächst gab es auch wenig Konkurrenz. Zwar entstanden mit der Zeit einige Portal-waschanlagen, deren Waschleistung blieb allerdings deutlich hinter jener der Wasch-straßen zurück. Die größte Konkurrentin von Mr. Wash war seinerzeit die Liebe der Deutschen zum Selbstwaschen ihrer geliebten Autos. Gut vier Jahre nach Übernahme der Hamburger Anlagen eröffnete Joseph Enning die zweite Anlage im Rheinland: am Clevischen Ring im Kölner Stadtteil Mülheim.

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